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Redner, Schweiger und Schwätzer
Das Verhalten der Menschen am Telefon ist sehr unterschiedlich
und von verschiedensten, meist individuellen Faktoren geprägt.
Auch wenn man (außer bei Videotelefonie) sich wechselseitig
nicht sehen kann, werden auch am Telefon körpersprachliche
Signale übertragen. Es ist gut herauszuhören, wer
gut gelaunt mit einem Lächeln telefoniert oder wer gerade
aus dem Tiefschlaf erwacht ist. Möglicherweise kennen
Sie solche Situationen aus dem eigenen Erleben. Dann wissen
Sie, was hier gemeint ist.
Dann gibt es die Redner.
Die reden und reden und reden und hören sich am liebsten
selbst reden. Erstaunlicherweise sind das meist Menschen mit
einem höheren Bildungsstand und ausgeprägten sozialen
Kontakten. Auch viele Chefs gehören (leider) dazu. Auch
wenn Sie bei diesem Menschenschlag das Gefühl haben, einem
Monolog beizuwohnen, halten Sie sich in Geduld und versuchen
Sie so viel wie möglich aufzunehmen und zu behalten. Das
Kunststück, den Redefluss der Gegenseite zu unterbrechen,
verstehen nur wenige. Versuchen Sie, den Redner mit kurzen Zwischenbemerkungen
zu bestätigen ohne jedoch zu irgendwelchen Aufforderungen
gedankenlos ja und amen zu sagen. Mit Ihrer Stimme sorgen Sie
dafür, dass die Gegenstelle weiß, dass da noch jemand
ist. Stellen Sie konsequent Ihre vorbereiteten Fragen zum Job
und beharren Sie ruhig auf eine Antwort, ohne unfreundlich zu
werden. So bleiben Sie immer Gesprächsteilnehmer und müssen
nicht befürchten, gewissermaßen aus dem Gespräch
komplimentiert zu werden.
Die Schweiger sind eine ganz
andere Sparte. Wenn Sie als Bewerber an der Gegenseite
mit einem Schweiger zu tun haben, müssen Sie besonders
gut vorbereitet sein und dürfen sich nicht aus dem Konzept
bringen lassen. Sie werden nur wenige Fragen hören und
sollten darauf ebenso professionell wie bündig antworten.
Achten Sie dabei darauf, dass das Telefonat nicht zu einem
Frage-Antwort-Spiel mutiert. Sie bewerben sich und Ihr potentieller
Arbeitgeber soll sich für Sie interessieren. Das ist
bei der telefonischen Bewerbung dasselbe, wie im Schriftverkehr.
Also berichten Sie von Ihrem Interesse an der ausgeschriebenen
Stelle und schildern Sie, was gerade Sie für diesen Job
qualifiziert. Dazu müssen Sie am Telefon keinen Lebenslauf
herunterleiern. Überhaupt sollten Sie auf das Ablesen
vom Blatt verzichten, aber einige Notizen zu vorhersehbaren
Fragen sind immer gut. Das wenige, was Schweiger am Telefon
sagen, ist meist das Wichtigste. Hören Sie genau hin
und versuchen Sie, den Gesprächspartner auch wirklich
im Gespräch zu halten. Wenn Sie alles Wichtige gesagt
haben, fragen Sie ruhig, ob Ihr Gesprächspartner noch
etwas wissen möchte. Am Ende des Gesprächs erfragen
Sie die Möglichkeiten eines weiteren Kontaktes oder vereinbaren
direkt einen persönlichen Vorstellungstermin. Wenn das
funktioniert, haben Sie auch bei den Schweigern alles richtig
gemacht.
Kommen Sie bei Ihrer telefonischen
Bewerbung an einen Schwätzer, dann können
Sie eigentlich gleich auflegen. Aber dazu müssen Sie
diesen Menschenschlag auch am Telefon erst einmal erkennen.
Ungezügelte Schwätzer reden nicht nur unheimlich
viel, sondern auch unheimlich viel durcheinander. Selten kommen
diese bei einer Sache auf den Punkt bevor das Thema gewechselt
wird. Sie wollen sich bewerben, aber Ihr Gegenüber erzählt
vom letzten Wochenendausflug. Schwierige Situation! Eigentlich
wollen Sie ja einen begehrten Job ergattern, aber am anderen
Ende der Strippe läuft eher belangloser Smalltalk. Kommen
Sie dann selbst so oft wie möglich auf den Punkt. Viele
Chefs gerade von kleinen Familienunternehmen plaudern gern
am Telefon und haben sogar einen Job anzubieten. Wenn Sie
hier zu forsch sind, machen Sie sich schnell unbeliebt. Andererseits
sind viele der Schwätzer auch windige Geschäftemacher,
die von Ihnen alles andere, nur keine klaren Fragen wollen.
Versuchen Sie, die Motivation Ihres Gesprächspartners
herauszufinden und entscheiden Sie sich dann, ob Sie das Gespräch
fortführen wollen. Wenn nicht, dann fragen Sie noch einmal
ganz konkret nach der ausgeschriebenen Stelle und Ihren persönlichen
Chancen. Erhalten Sie auch jetzt wieder keine befriedigenden
Auskünfte, dann beenden Sie das Gespräch freundlich
aber bestimmt.
Wirklich professionelle Telefonierer
sind auch heute noch recht spärlich gesät. Diese
zeichnen sich nicht durch die regelrechten Gesprächsorgien
der Redner aus, nicht durch die verunsichernde Stille der
Schweiger und noch weniger glänzen Sie durch einen ständigen
Wechsel der Themen, wie es die Schwätzer mögen.
Gute Gesprächspartner interessieren
sich für Ihre Angaben, fragen nach, berichten selbst
informativ und halten das Gespräch am Laufen, bis alle
relevanten Fragen und Gesprächspunkte zufriedenstellend
geklärt sind. Im günstigsten Fall können Sie
selbst dieser geübte Telefonierer sein. Wenn nicht, dann
sollten Sie vielleicht über ein gar nicht so teures individuelles
Telefontraining nachdenken!
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